Hans Fähnle. Reichenau, 1929.

Öl auf Holzplatte, 61 X 76 cm

Rückseite: Frauenstudie unfertig

Zierrahmen graugrün gefasst

 

Signatur unten rechts:

H. Fähnle 29

Reichenau

 

Foto: Volker Caesar



 

Das Gemälde wurde im Juli 2011 bei einem Stuttgarter Auktionshaus versteigert. Und da Hans Fähnle seine Reichenauer Landschaft im Alter von 26 Jahren mitten im Hochsommer gemalt hat, war dies ein willkommener Anlass, sie als Bild des Monats Juli zu wählen. Ausnahmsweise kein Werk aus der Überlinger Sammlung, aber eine gute Gelegenheit, seine frühe, noch sehr impressionistisch geprägt Werkphase näher kennen zu lernen.

 

Bis zum Frühjahr 1929 arbeitet Hans Fähnle noch in Berlin, gibt sein Atelier im April dann auf und besucht die Eltern in Flein. Von dort fährt er mit dem Fahrrad nach Hofheim am Taunus zu Hanna Bekker vom Rath. Er wohnt im „Blauen Haus“, arbeitet u. a. an einem Porträt von Hanna Bekkers Sohn Kilian, sieht sich aber auch im nahen Frankfurt um und schreibt begeistert von den Museumsbeständen des Städels. Nach einem erneuten Kurzbesuch in Flein reist Fähnle zum sommerlichen Malaufenthalt an den Bodensee, wo er sich auf der Insel Reichenau in Unterzell preiswert in einer kleinen Haushälfte einmietet. Dicht beim Seeufer wohnt und arbeitet er hier von Juni bis September.



Wie er in Briefen an die Eltern und den jüngsten Bruder Gotthold berichtet, ist die Landschaft in diesen Sommerwochen sein Hauptthema. Allerdings ist ihm das Wetter nicht immer gewogen. So muss er etwa beim Malen im Freien die Staffelei an großen Steinen festbinden, um sie gegen den Wind zu sichern. Wie schon vielen Malergenerationen vorher macht auch ihm der unstete Himmel zu schaffen: „…vor allem die Beleuchtung u. die Stimmungen wechseln wie Kinobilder…“



Bei der Suche nach geeigneten, d. h. malwürdigen Landschaftsausschnitten am Untersee beschränkt sich Hans Fähnle nicht nur auf die Reichenau. Er wechselt auch hinüber zum Schweizer Ufer. Die Gegend um Ermatingen sagt ihm mehr zu als die Landschaft der Insel. Auch berichtet er vom Malen in Berlingen, einem kleinen Thurgauer Fischerdorf, in dem der Maler Adolf Dietrich (1877-1957) sein heute noch erhaltenes, kleines Haus mit Atelier besaß. Es ist nicht überliefert, ob Fähnle dem begabten und damals bereits in München, Mannheim, Konstanz und Berlin ausgestellten Autodidakten Dietrich dort begegnet ist.