FREIE KUNSTSCHULE STUTTGART
Dozenten-Ausstellung vom 7. Juni bis 7. Juli 2024 im Rathaus Stuttgart
1927 von Adolf Hölzel und seinem Schüler August Ludwig Schmitt begründet, stellte die Freie Kunstschule Stuttgart (FKS) angesichts der NS-Gleichschaltung ihren Lehrbetrieb 1934 ein. Unmittelbar nach Kriegsende reifte bei zahlreichen Künstlerfreunden Hans Fähnles die Idee, die Arbeit der Kunstschule wieder aufzunehmen. Fähnle selbst wurde Gründungsmitglied und für mehrere Jahre Dozent.
Der heutige Rektor der FKS, Martin R. Handschuh, nahm die im Juli d.J. im Stuttgarter Rathaus präsentierte Dozentenausstellung zum Anlass, das auf der Bauhaus-Pädagogik beruhende Lehrkonzept und die mitwirkenden Dozenten ausführlich vorzustellen.
Den Einführungsvortrag und die Liste der ausgestellten Arbeiten bieten wir gerne zur ‚Nachlese‘ an.
2024.06.07. FKS Dozenten-Ausstellung. We[...]
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Einführungsvortrag zur Eröffnung der Dozenten-Ausstellung der Freien Kunstschule Stuttgart gehalten von Rektor Martin R. Handschuh am Freitag, dem 07.06.2024, um 18.00 Uhr im Rathaus der Landeshauptstadt Stuttgart
Sehr geehrte Damen und Herren Dozenten,
liebe Freunde der Kunst,
meine sehr verehrten Damen, sehr geehrte Herren!
Sehr herzlich möchte ich Sie hier an diesem frühsommerlichen Abend im Stuttgarter Rathaus begrüßen und für Ihr Kommen danken, das das große Interesse an dieser Ausstellungseröffnung dokumentiert. Es unterstreicht darüber hinaus die Verbundenheit so vieler mit der Freien Kunstschule Stuttgart und ihren Dozenten, deren Werken in dieser Stunde besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll.
Wo im Kontext der Lehre wohlbedacht Zurückhaltung geübt wird hinsichtlich der Art und Bedeutung des eigenen bildnerischen Schaffens – ein Epigonentum kann so vermieden werden – soll aber die interessierte Öffentlichkeit die Gelegenheit erhalten, anhand einer Auswahl von Arbeiten zumindest eine Ahnung der an der FKS vertretenen ästhetischen Positionen zu erspüren.
Dies ist selten genug der Fall: in der annähernd einhundertjährigen Geschichte der Freien Kunstschule Stuttgart nach meiner Kenntnis bisher nur ein einziges Mal, nämlich im Jahre 1989, im Landespavillon im Mittleren Schlossgarten, somit vor 35 Jahren.
Zwei der heute ausstellenden Dozenten waren damals noch gar nicht geboren, zwei jedoch schon seinerzeit dabei: Thomas Heger und Rolf Kilian.
Sie sehen also, meine Damen und Herren, dass bei aller Unterschiedlichkeit der Lebenswege und Handschriften sich auch Gemeinsamkeiten, wenn nicht gar Traditionslinien ausmachen lassen, waren doch einige der heute Lehrenden selbst Studenten der FKS und beten nicht die Asche an, sondern tragen das Feuer weiter, um es mit Thomas Morus zu sagen. Sie sind damit Impulsgeber für eine ständige Hinterfragung des institutionellen und kunstpädagogischen Selbstverständnisses, die für die Fortentwicklung jedweder Lehreinrichtung unverzichtbar ist – namentlich, wenn sie im Spiegel des Gründungsimpulses sich vollzieht.
Dies gilt gerade für eine Akademie, die sich auf Ihren spiritus rector, Adolf Hölzel, bezieht, dessen Ruhm als Lehrmeister von bedeutenden Schülern wie Oskar Schlemmer oder Willi Baumeister begründet war, der aber keine Lehrbücher verfasst hat, sondern sich zu den von ihm entwickelten und erprobten Maximen aphoristisch äußerte, meist mit apodiktischem Zungenschlag.
Insofern stellt sich für uns Heutige ein Annäherungsproblem, das von Kierkegaard mit der Differenzierung zwischen Schülern „erster“ und „zweiter“ Hand treffend bezeichnet worden ist.
Ihn, Hölzel, hier, im Stuttgarter Rathaus, zu Wort kommen zu lassen, bringt den Konnex zweier Zeugnisse letzter Hand: die von ihm für das hintere Treppenhaus geschaffenen Glasfenster sind Wegmarken auf diesem Gebiet – der Kriegszerstörung sind sie entronnen durch die nationalsozialistische Kunstauffassung, die sie aus diesem Hause hinwegfegen ließ, bevor sie 1938 des Führers Auge hätten beleidigen können – eben jene Doktrin, die auch die Schließung der von ihm gegründeten Freien Kunstschule Stuttgart erzwungen hat.
So ist es doch eine gewisse Genugtuung, dass wir, als die Enkelschüler, heute eine Blütenlese dessen, was in unseren Tagen aus den Reihen des Kollegiums geschaffen wurde, hier in diesen Hallen präsentieren können.
Über Hölzels Vorstellungen von künstlerischer Lehre findet sich eine signifikante Passage in dem heute von der Adolf Hölzel-Stiftung bewahrten Typoskript aus seinem Nachlass, betitelt „Über Reorganisation der Akademieen“, das in die Reihe mit zwei weiteren Vorträgen zu diesem Thema aus dem Jahre 1917 zu stellen ist:
„Und doch kann Schule eine große Gefahr sein. Eine schlechte Schule verdirbt für’s Leben und es gehört zum Allerschwierigsten, anerzogene Fehler sich wieder abzugewöhnen. (…)
Jede Schulung nimmt etwas Ursprüngliches. Der beste Unterricht in der Kunst wird daher der sein, der möglichst wenig von der Selbstständigkeit nimmt, der sie steigert, ohne sie einzuengen und zu schädigen.
Er wird hauptsächlich eine Anregung sein müssen und derart intensiv anzuregen haben, dass der Lernende mit höchstem Interesse die Sache zu erfassen sucht und selbstständig in und mit sich, im Widerstreit oder in höchster Zustimmung, verarbeitet, ergänzt und weiterentwickelt, bis sie sein geistiges Eigentum wird.“
Ohne dies in extenso ausfalten zu wollen, mögen Sie mir gestatten, noch ein Schlaglicht auf die durchaus öfter zitierte Maxime von der „Kunst als Wissenschaft“ zu werfen.
In seinem am 5. November 1917 gehaltenen ersten Vortrag „Reorganisation von Kunstschulen und Akademien“ heißt es:
„Wenn man hört, wie die Leute über Kunst sprechen, so hören wir Einzelne, die sagen: ‚Kunst kommt von Können‘. Wir werden das Alle unterschreiben. Nun, dieses Können hängt hauptsächlich mit unseren Gefühlsorganen, wenigstens mit unserer Hand zusammen.
Dann werden wir einen Teil hören, welcher sagt: ‚Kunst ist eine Sache der Empfindung‘ und das werden wir erst recht unterschreiben, denn Kunst ist eine Sache der Empfindung, der Höchstempfindung. Dieses müssen wir über alles stellen. Dieses kann aber auch auf psychologischen Gründen beruhen.
Endlich diejenigen aber, die das grösste Können und Wissen in unserer Kunst besessen haben, – (Dürer, Lionardo, Delacroix u.A.) – und ich könnte Ihnen noch grosse Namen nennen. Diese sagen: ‚Kunst ist eine Wissenschaft‘.“
Eine Präzisierung dessen qua Relation zu dem seinerzeit vorherrschenden Wissenschaftsbegriff nimmt Hölzel in seinem Vortrag auf dem „Ersten Deutschen Farbentag auf der 9. Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes in Stuttgart am 9. September 1919“, betitelt „Einiges über die Farbe in ihrer bildharmonischen Bedeutung und Ausnutzung“ vor:
„So hat die Malerei sozusagen ihre eigene Wissenschaft, die häufig in Widerspruch mit den derzeitigen reinen Wissenschaften zu stehen scheint.“
Das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft in ihrem jeweilig zeitgeistigen Verhältnis, die Auseinandersetzung mit dem Wesen der Kunst, die Reflexion ihrer diesbezüglichen Voraussetzungen, Bedingungen und Möglichkeiten ist auch eine zentrale Fragestellung unserer Tage, die einigen der Exponate inhärent zu sein scheint, wenn auch nicht auf den ersten Blick.
Schlaglichtartig möchte ich Ihnen deshalb nun die hier Ausstellenden Künstler vorstellen und ein Streiflicht auf die zu sehenden Exponate werfen:
Beginnen wir bei B, wie Bernhard Widmann:
Nach einer fotografischen Ausbildung und Studien an der FKS führte ihn sein Weg an die ABK Stuttgart, wo er Kunsterziehung, Freie Grafik und Grafik-Design studierte, zudem Geschichte an der Universität Stuttgart. Seit 1986 ist er freischaffend tätig und hat zahlreiche Lehraufträge wahrgenommen, seit 2019 an der FKS im Fachbereich Fotografie/Video. Er ist u.a. Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie und der Deutschen Gesellschaft für Fotografie. Seine hier gezeigten Arbeiten spiegeln die Sensibilität für die Ästhetik des Alltäglichen und Allgegenwärtigen wider, die Fähigkeit, die Kunst aus der Natur herauszureißen.
Die ersten Schritte ins Künstlerleben tat Felix Sommer Anfang der Siebzigerjahre an der FKS, um dann an der ABK Stuttgart Studien des figürlichen Zeichnens, der Malerei sowie der angewandten Graphik mit Schwerpunkt Buchillustration anzuschließen.
Im Rahmen seiner freischaffenden Tätigkeit als Maler und Grafiker war er auch lange Jahre als Kostümgestalter am Staatstheater Stuttgart engagiert – von diesen Erfahrungen können seit 2019
die Studierenden der FKS profitieren, die Felix Sommer im figürlichen Zeichnen, den Tier- und Pflanzenstudien sowie in Illustrations-Seminaren unterrichtet. Von seiner fabelhaften Phantasie zeugen die beiden illustrativen Arbeiten, deren gekonnter Strich und die gediegene Farbpalette von feinem, hintersinnigen Humor künden.
Nach einer Ausbildung an der Holzbildhauerschule in Oberammergau schloss Thomas Schuster ein Bildhauerei-Studium in Stuttgart an. Seit der Jahrtausendwende unterrichtete er am Institut für Darstellen und Gestalten der Universität Stuttgart, bis er 2019 an der FKS die bildhauerische Lehre übernahm.
Die hier gezeigten Betongüsse zeichnen sich durch eine formale Strenge aus, die die Massivität des Materials infrage stellt, indem sie mit Typischem und Stereotypischen gekonnt spielen.
Valentin Sailes Verbindung zur FKS verdankt sich direkt Adolf Hölzel – sein Großvater hat u.a. mit ihm die von mir vorhin angesprochenen Scheiben für das Rathaus gestaltet. Als Glasmalermeister und studierter Kunsthistoriker führt er seit annähernd fünf Jahrzehnten das weithin renommierte Atelier für Glasgestaltung, das bedeutende Beiträge zur Denkmalpflege geleistet und zudem für und mit namhaften Künstlern gearbeitet hat. An unserer Akademie knüpft er seit 2022 an das historische Erbe Hölzels an und gibt als Dozent für Glasgestaltung sein Wissen weiter. Demgemäß sehen wir hier neben seinem historisch-rekonstruktivem Meisterstück auch eine aktuelle freie Arbeit, die seine gestalterische Kraft belegt.
Geboren in Bukarest, studierte Egmont Pflanzer Freie Grafik in Stuttgart und Malerei in Ravenna. Seit zwanzig Jahren übt er Lehrtätigkeiten an verschiedenen Kunst-Institutionen im Land aus und hat sich zudem einen Ruf als Bühnenbildner, u.a. für das Wilhelma-Theater erworben. Seit dem vergangenen Jahr unterrichtet er an der FKS im Fachbereich Malerei. Seine Werke lassen das solide Fundament akademischer Malerei durchscheinen, auf dem die gekonnte Anknüpfung an heutige Auffassungen fußt.
Georg Ozory, der in Budapest das Licht der Welt erblickte, studierte nach einer Ausbildung als Lithograph in Wien Grafik und Malerei mit Magister-Abschluss und absolvierte eine Weiterbildung im Bereich analytische und klinische Kunsttherapie in München. Seit genau 20 Jahren lehrt er an der FKS im Fachbereich Freie Grafik – zahlreiche Studierende haben seine Seminare in Typografie, Logo- und Plakatgestaltung, Radierung oder experimenteller Grafik mit Gewinn besucht. Als ehrenamtlicher Kustos hat er zudem die Bibliothek aufgebaut, deren Schätze er bis heute bewahrt. Von der tiefgründigen Vielseitigkeit gewinnen Sie einen lebendigen Eindruck in dem hier präsentierten Exponat.
Rolf Kilian schloss – nach einem Basisstudium an der FKS – ein Studium der freien Kunst sowie der Kunsterziehung in Stuttgart ab. Ergänzend zu seiner freien künstlerischen Arbeit lehrt er seit 1987 an unserer Akademie in den Fachbereichen Grafik und Malerei. Seinen Werken ist das strukturierte formelle Durchleuchten ebenso anzusehen, wie die Freude am experimentellen Umgang mit den malerischen Mitteln.
Ihn verbindet darin Vieles mit Thomas Heger: angefangen beim gemeinsamen Studium an der FKS und an der Stuttgarter Kunstakademie über die Gründung der Künstlergruppe „Maximal“ bis hin zur Lehrtätigkeit an der FKS, ebenfalls seit 1987, unterbrochen im Wesentlichen durch die Wahrnehmung einer Professur an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle während sechs Jahren. Bis heute nehmen Hegers Studierende die von ihm über das Praktische in Malerei und Zeichnung hinausgehenden Impulse zur Reflexion ihrer künstlerischen Position dankbar an. Das wohlüberlegte Spiel mit Farbe und Form, das eine nachwirkende Herausforderung des Betrachters bereithält, ist – wie hier – nicht völlig gegenstandslos, sondern nimmt Phänomene der sichtbaren Welt zum Anlaß einer ästhetischen Hinterfragung.
Michaela A. Fischer hat Kunstgeschichte in Würzburg sowie Bildhauerei in Stuttgart und Kunsterziehung in Esslingen studiert. Die als Bildhauerin v.a. im Bereich der sakralen Kunst arrivierte Künstlerin verfügt über jahrzehntelange Unterrichtserfahrung, die sie seit fünf Jahren an der FKS im Fach „Experiment Grafik“ gewinnbringend einsetzt.
Ihre beiden Bronzen offenbaren die gereifte Handschrift der versierten Plastikerin, die den Figuren eine ausdrucksstarke Charakteristik verleiht und sie zugleich der irdischen Schwere enthebt.
Andrej Dugin wurde in Moskau geboren und studierte dortselbst an der Surikov-Kunstakademie. Er hat sich durch zahlreiche, oftmals gemeinsam mit seiner Frau Olga Dugina gemeisterte Illustrations-Projekte (darunter für Harry-Potter-Verfilmungen oder ein Kinderbuch von Madonna), ein internationales Renommee erworben, das in vielfältige Lehrtätigkeiten bis in den arabischen Raum mündete. Seit dem Jahr 2000 unterrichtet er an der FKS im Fachbereich freie Grafik, u.a. im figürlichen und sachlichen Zeichnen sowie in der Kompositionslehre. In schwer zu erreichender Könnerschaft errichtet er uns ein Welttheater, hier inspiriert von Shakespeares Dramen, deren Charaktere er für uns tiefgründig illuminiert und die überzeitliche Geltung der dichterischen wie bildnerischen Aussagen betont.
Moritz Dümmel ist der an Jahren jüngste Dozent der FKS, an der er vor einem Jahr seinen Diplom-Abschluss im Fachbereich freie Grafik erlangt hat. Ausstellungen, Preise und Auszeichnungen haben nicht lange auf sich warten lassen, ebensowenig ab dem WS 23 eine Lehrtätigkeit im Bereich Mediengestaltung und dem figürlichen Zeichnen, von der seine einstigen Kommilitonen nun profitieren können. Zu sehen ist hier eine eng mit seinem Diplomthema „An der Schwelle“ verknüpfte Kohlezeichnung, die mit vortrefflichem Realismus zu einem Nachsinnen über die Bedingungen von Wahrnehmung, von Schein und Sein überhaupt, anregt.
Kevin Conda war bis zu seiner erfolgreich abgelegten Diplomprüfung vor etwa zwei Wochen neben seinem Studium der freien Grafik an der FKS im Fach Medienkompetenz als Dozent tätig. Er präsentiert uns zwei Arbeiten in Kohle, die im Zuge seiner Diplomarbeit, betitelt „Überforderung“, entstanden sind, und die die nicht zuletzt emotionale Komplexität und Polarität unserer Zeit auf eindrückliche Weise versinnbildlichen.
Frederick D. Bunsen schloss zunächst ein Studium der Germanistik, der Bildenden Kunst und Kunstgeschichte an der Oregon State University ab und daraufhin das Studium der Malerei und freien Grafik an der ABK Stuttgart. Im Laufe der Jahre hat er sich eine reiche Lehrerfahrung erworben, u.a. durch eine mehrjährige Gastprofessur an der Universität Klausenburg. Der FKS bereits um die Jahrtausendwende verbunden, lehrt er seit 2014 figürliches Zeichnen und Kunsttheorie, wobei ihn seine persönliche Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Systemtheoretiker Niklas Luhmann prägt. Diese Denkansätze spiegeln sich auch in seinem Werk wider, wobei die hier ausgestellte Serie entschlossenen Duktus und eine sensibel-vielschichtige Poetik vereint und der Frage nach Zeit und Vergänglichkeit nachzuspüren anregt.
Bettina Baur hat nach vielfältigen künstlerischen Studien seit 2007 die Leitung der Art-Road-Way-Kunstschule am Schönbuch inne, wo sie schwerpunktmäßig im Bereich Druckgrafik unterrichtet. Seit dem WS 2020 hat sie die Leitung der Radierwerkstatt der FKS inne und lehrt die Studierenden in den verschiedenen Spielarten des Tiefdrucks, wobei experimentelle Ansätze eine wichtige Rolle spielen. So bezeugen Ihre Arbeiten selbstredend hohe technische Fertigkeiten, die sich mit einem souveränen Umgang mit den Mitteln paaren, um zu einer phantasievollen, subtilen Bildsprache zu finden.
Gert Albrecht war nach seinem Grafik-Design-Studium an der ABK Stuttgart Art-Director namhafter Werbeagenturen. Seit 1997 ist er freischaffend tätig und widmet sich schwerpunktmäßig der Illustration. Seit 2022 bieten seine an der FKS gehaltenen Seminare in „konzeptioneller Illustration“ eine fundierte Anleitung zum projektbezogenen Arbeiten. Die hier zu sehenden, teilweise preisgekrönten, Exponate dokumentieren eine überzeugende Mélange aus Esprit und handwerklicher Könnerschaft, die auf den ersten Blick in Bann zieht und zu einer vertieften Auseinandersetzung anregt. Angenehm wirkt sich dabei der hintergründige Humor aus, der die geistige Trennschärfe der inhaltlichen Aussagen bricht.
Nun sind wir also, meine Damen und Herren, in einem Parforceritt von B nach A – von Bernhard zu Albrecht – in der Tabula der Dozentenschaft der FKS gelangt.
Gleich einem Kaleidoskop fügen sich die unterschiedlichen Farben und Formen zu einem Bild – vermittels Symmetrie und Reflexion. Und darin besteht auch eine Besonderheit des pädagogischen Konzepts der FKS: dass möglichst unterschiedliche Dozentenpersönlichkeiten nicht nur Fertigkeiten und Wissen vermitteln, sondern ihre künstlerische Haltung bezeugen und auch zur Diskussion stellen. Die Studierenden sollen so angeregt werden, verschiedene Herangehensweisen und Positionen kennenzulernen, zu hinterfragen und für ihren eigenen Weg Inspiration zu finden. Erstaunlicherweise findet sich dieses Prinzip schon bei, oder besser: in Adolf Hölzel personifiziert: waren damals und sind bis heute an den Akademien die Studierenden in Klassen einem Professor zugeordnet – Hölzel leitete selbst die Komponierklasse – wiesen seine Schülerinnen und Schüler ein breites Spektrum an unterschiedlichen Phänotypen auf, vom weitgehend Gegenständlichen bis zu einer fortgeschrittenen Abstraktion.
Der Meister wusste sie alle zu fördern und suchte bewusst nicht, seinen Stil absolut zu setzen und als allein nachahmenswert zu empfehlen.
Soweit diese Haltung auch heute den Studierenden der FKS zugute kommt, möchte ich den Damen und Herren Dozenten hierfür danken. Ein besonderer Dank gilt Ihnen in diesem Augenblick für Ihre Beteiligung an dieser Ausstellung, die Vielgestaltiges und Einendes in so sehenswerter Weise darbietet und damit nicht zuletzt für die FKS spricht.
Auf einem Blatt aus Hölzels Nachlass könnte sich ein Hinweis für eine gewinnbringende Kunstbetrachtung finden, die ich Ihnen abschließend auf den Weg durch diese Werkschau geben möchte:
„In der Beurteilung von Kunstwerken gibt es erstaunliche Gegensätze, so dass man sich schließlich wohl fragen müsste: wieso es möglich ist, dass diese Verschiedenheiten bestehen können? Wenn ich von mir ausgehe, muss ich allerdings sagen, dass mein Urteil sich vielfach geändert hat und dass bei diesem Wandel ich häufig erst auf Bestimmtes aufmerksam gemacht werden musste. Dass also alles eine Sache des gründlicheren Eingehens und einer häufigen Beobachtung, eines vielseitigen Vergleichs ist. Viel und aufmerksam und mit gutem Willen sehen und vergleichen!“
Hierbei wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren, bleibende Eindrücke und bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.
Die Ausstellung ist hiermit eröffnet!
2024.06.07. FKS Rektor Martin R. Handsch[...]
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